Facebook hat vor einigen Wochen ihre Pläne für eine neue Kryptowährung namens Libra vorgestellt und damit eine Welle der Kritik ausgelöst. Ehemaliger Paypal-Manager David Marcus, der bei Facebook das Vorhaben leitet, hat das Projekt in Schutz genommen und verteidigt es. Er schrieb in einem Blogbeitrag, Facebook werde nur ein Teilnehmer von aktuell 28 und geplanten 100 im Libraprojekt sein. Einer seiner brisantesten Aussagen war wohl „Man müsse Facebook allein nicht vertrauen, um Libra nutzen zu können“.
Facebook soll weder die Zentralbankwährung, noch das Digitalgeld mit denen die Coins angeboten werden, kontrollieren. Calibra werde nur eine von vielen Anwendungen sein, um Libra zu nutzen. Ob es auch ausgeschlossen sei, dass Calibra wiederum Zugriff auf Nutzerdaten von Facebook nehmen darf, erwähnte Marcus nicht.

Kryptowährung oder nicht

Viele Kritiker sehen Libra eigentlich nicht als Kryptowährung, weil die Dezentralität eines P2P-Netzwerks wegfällt. Bei Bitcoins und anderen Kryptowährungen kann jeder mit geeigneter Hardware einen Knoten des Netzwerks betreiben – und mit relativ teurer Spezialgerätschaft sogar „minen“ (selber generieren). Libra soll das Betreiben eines Knotens, sowie das Verarbeiten von Transaktionen zunächst den Mitgliedern der Libra Association vorbehalten bleiben – und das heißt, millionenschweren Unternehmen wie PayPal, Vodafone und Mastercard. Viele Kritiker sehen den derzeitigen Aufbau der Währung daher eher als Mischung aus Bezahldienst, Geldmarktfonds und Hypefloskelsammlung.

Marcus sah in seinem Blogbeitrag zwar ein, dass Libra nur bedingt offen gestaltet sei, aber er verteidigte das Projekt, um sowohl die technologischen Hürden als auch die Verhandlungen mit Regulierungsbehörden zu meistern.

Zugang für Behörden und Ermittler

In Richtung der besorgten Politiker und Bänker erklärte Marcus, dass man Risiken für das Finanzwesen unbedingt vermeiden wolle, um dies zu beruhigen. Stattdessen solle Libra sogar dabei helfen, Probleme wie die laut Marcus oft mit Bargeld erfolgende Geldwäsche und Terrorfinanzierung besser in den Griff zu bekommen, was natürlich so nicht ganz korrekt ist. Libra habe nämlich das Potenzial, Bargeldzahlungen in die digitale Welt zu bekommen – und damit eine nachverfolgbare Datenspur für Behörden zu schaffen, so die Theorie. Ermittler und Regulierer könnten auch mit Analysen der Libra-Transaktionsdatenbank ihr Monitoring deutlich verbessern.

Aktuell dürfte Facebooks Blockchain-Chef Marcus mit der Überzeugungsarbeit auch gut ausgelastet sein: Anhörungen im US-Kongress, in denen er Rede und Antwort stehen muss. Zuvor hatten US-Abgeordnete einen Stopp des Projekts verlangt. Finanzminister Frankreichs haben sich auch vorerst quer gestellt. In Deutschland hatte etwa die CDU einen Digital-Euro als Alternative gefordert. Es bleibt abzuwarten, ob wir bald eine sichere Kryptowährung haben, die nicht für kriminelle Machenschaften genutzt wird. Die nächsten Monate werden auf jeden Fall spannend.

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